Notizen aus der Praxis – Interview mit Globetrotterin Tabea Rienas

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Tabea Rienas hat gewagt, wovon viele träumen: Eine Reise durch Indien, Nepal, Thailand, Singapur, Kambodscha und noch viele weitere Länder.

Das ist ein Interview mit Tabea Rienas. Sie hat im 2015 den Job als Vertriebsleiterin gekündigt, das Auto verkauft, die Wohnung untervermietet und den Rucksack gepackt, um durch die Welt zu reisen – Tabea hat gewagt, wovon viele träumen. Über ihre Reise hat sie in ihrem Blog www.lichtauf.com berichtet, der bis heute von einigen tausend Lesern aus der ganzen Welt verfolgt wird.

Vor einiger Zeit habe ich mich mit ihr zum Interview getroffen:

Wie und wann bist du auf die Idee gekommen, deinen Job zu kündigen und einmal um die halbe Welt zu reisen? Und was hat dein Umfeld dazu gesagt?

Ich leide unter chronischem Fernweh, schon immer. Das liegt mir wohl im Blut: ich komme aus einer Touristiker Familie und bin selbst gelernte Reiseverkehrskauffrau. Der Traum, mal alles Gewohnte und als „Gypsy Soul“ mit Rucksack für eine Weile durch die Welt zu ziehen, existierte also bereits eine halbe Ewigkeit.

Doch wie das manchmal mit den großen Träumen so ist: Wir finden oft Gründe gegen ihre Umsetzung. Vor allem, wenn es sich um ein größeres Wagnis handelt, das eventuell das ein oder andere Opfer erfordert. „Die Umstände und so…“ ist auch ein gutes Alibi. Ich war da keine Ausnahme.

Bis ich an meinem 40. Geburtstag im Oktober 2015 eine Art „innere Konferenz“ abgehalten und meine Lebenssituation, mich selbst, einfach ALLES mal hinterfragt habe. „Midlife Bestandsaufnahme“ – ein Klassiker. Ich passte wohl perfekt in diese „Jetzt isse 40 und hat ’ne Krise…“-Schublade.

Mittendrin wurde mir plötzlich bewusst: Wenn ich es JETZT nicht wage, mir diesen Traum zu erfüllen, werde ich als 80jährige im Schaukelstuhl sitzen und mein jüngeres ICH gern über’s Knie legen wollen, weil es so feige war.

da isser - größter Liebesbeweis ever„Die Umstände“ passten auch einigermaßen – es gab also keine Ausreden mehr. Nur noch meine‚ Schisser-haftigkeit’ und mein (typisch deutsches) Bedürfnis nach Kontrolle und Sicherheit. Meine eigene, monotone Komfortzone, die ich überwinden musste im „Abenteuer Leben“.

Wie man sieht: Projekt geglückt! Die neue Schublade heißt übrigens „Jetzt isse 41 – und grad mal warmgelaufen.“ Gefällt mir deutlich besser.

Und die Reaktionen meines Umfelds – ja… spannende Frage! Total unterschiedlich, von leicht verhalten à la „Oh.“ über „Ich beneide dich, Bea…“ bis hin zu Tränenausbrüchen, bei denen ich glatt mitheulen musste.

Sehr stolz haben mich meine Eltern gemacht: Sie haben sich von ihren alten Handyknochen getrennt, ein Smartphone gekauft und beide Whatsapp gelernt, damit wir über diesen Kanal in Kontakt bleiben können, ohne durch horrende Telefonrechnungen bankrott zu gehen. Mittlerweile sind die zwei schon fast fitter in dem Kram als ich selbst. Erstaunlich, was so eine Reise bewirken kann…

Was waren deine schönsten und schlimmsten Erfahrungen dabei?

Der Beinah-Crash mit Malaysian Airlines beim Start in Kuala Lumpur Richtung Bali liegt in der Rangfolge der Albtraum Szenarien sicher ganz vorn.

Eine Ladeluke war offen und das elektronische Warnsignal kam durch einen Wackelkontakt erst in genau der Sekunde im Cockpit an, die als „Point of no return“ beim Starten gilt:

In diesem Moment hatte die Maschine etwa 250 km/h auf dem Tacho – und der Pilot ging in eine so heftige Notbremsung, dass das Flugzeug ausbrach, quer über die Startbahn rutschte und erst kurz vor deren Ende völlig schief zum Stehen kam.

Der Druck dabei war so heftig, dass mir die Arme, mit denen ich mich am Vordersitz abstützen wollte, wegknickten. Mein erster Gedanke war „Gleich knallt’s…“. Der zweite „Es tut mir so leid um meine Eltern und Freunde…“ und der dritte „…aber hey, dann ist es jetzt so!“.

Sehr merkwürdig, dieser Mix aus Panik und völliger Ruhe. Ich bin bis heute unendlich dankbar, dass niemand verletzt wurde und alles so glimpflich ausging. Da haben diverse Backpacker Schutzengel schwer schuften müssen… kein Zweifel.

Miese Erfahrung Nummer 2: Das blöde Schwein von Benaulim (Indien).
Und nein. Ich meine KEINEN hyper-unsympathischen Inder damit. Ich meine ein Schwein. DAS Schwein, was mir auf dem Weg zum Strand in Goa vor den Scooter laufen und dann mitten auf der Straße direkt IN meiner Fahrspur stehenbleiben musste.

Genau jenem Schwein habe ich aber zumindest diese verwegenen Narben an meinem rechten Arm und Bein zu verdanken. Plus die Erfahrung, wie man einen Scooter von 60 auf 20 km/h in weniger als 1,5 Sekunden abbremst, bevor man damit umfällt. Und das Schwein hat auch Schwein gehabt – das ist ganz ohne Kratzer davongekommen. Man muss es positiv sehen.

Zu den schönen Erlebnissen zählte ohne Frage der Eissturm im nepalischen Himalaya. Klingt komisch, ist aber so 😉 Auf dem Rückweg von einem Tagestrek zu einem Bergdorf zog sich direkt über uns ein Unwetter zusammen. Wir beschlossen dennoch, den Abstieg fortzusetzen, wir waren so müde.

Im Nachhinein bin ich davon überzeugt, dass wir nicht heile unten angekommen wären, hätte sich uns nicht diese wütende, kleine Nepali Ziegenhirtin samt Herde in den Weg gestellt, die erst wild schimpfte und uns dann zwang, mit ihr in ihre Hütte zu kommen.

Was nur Sekunden später losbrach, war eine unfassbare Naturgewalt: Es hagelte taubeneigroße Eiskugeln, millionenfach und mit unfassbarem Lärm. Binnen einer Minute war die Wiese vor dem Haus zentimeterhoch mit Eis bedeckt, die Temperatur fiel um 20 Grad und unser Trekkingpfad verwandelte sich in einen reißenden Fluss aus Wasser und Eis. Im Mindesten hat uns jene kleine, liebe, wütende Person die Gesundheit gerettet, wenn nicht sogar das Leben. Sie war mein Nepali Schutzengel.

Ein unfassbar tolles Highlight war auch die Geburtstagsüberraschung für meine indische Freundin Teena in Bangalore.

Ich hatte für unglaubliche 34 Euro ein Flugticket geschossen, mich in dem Restaurant, in dem sie mit ein paar Freunden feiern wollte, in eine Ecke gesetzt – und diese kleine, quirlige und ultracoole Person, nachdem sie mich entdeckt hatte, tatsächlich zu einem halbstündigen Heulflash gebracht.

Ihre sonst so stabile Fassung war genauso hin wie ihr indisches Glamour-Makeup und sie hat mich ständig beschimpft und geboxt (Tach, Christoph! ;-)), wie ich ihr in ihrem Alter so etwas antun könnte. Volltreffer! Unvergesslich, unbezahlbar. Wie so Vieles auf dieser Reise.

Was hast du als nächstes vor?

… ganz spannendes Thema derzeit!

L!CHTAUF go.learn.grow. – der Blog und das ‚literarische Herz’ meiner Reise – hat sich im Lauf der Zeit nicht nur als Erfolg, sondern auch als kleine, große „Berufung“ für mich entpuppt.

L!CHTAUF vereint drei meiner absoluten Leidenschaften: Reisen, Schreiben und Lernen. Parallel ist es eine tolle Plattform, um meine Kreativität und die Lust, sich selbst immer wieder neu herauszufordern, voll auszutoben.

IMG_0302Die logische Konsequenz musste lauten: Das L!CHTAUF Abenteuer geht weiter – in jeder Hinsicht. Und genau DAS tut es im März, juchee! Dann geht die neue Version von L!CHTAUF online, an der mein Co-Worker Chris und ich seit Wochen schwer arbeiten.

Immer mit dem Ziel, so viele Menschen wie möglich mit spannenden Ideen, Projekten und Beiträgen zu jenen Themen zu inspirieren, um die sich auch in der Vergangenheit schon alles drehte: das Reisen und – das pure Leben. Das alles in neuem Look und mit neuen Überraschungen. Nur ich bin immer noch die Selbe 😉

Und natürlich werde ich auch bald wieder reisen und auf L!CHTAUF darüber berichten, klar. Der nächste Trip ist schon in Planung, das Fieber steigt täglich…

Summa summarum: Nach der Reise ist vor der Reise. Und ich kann es kaum abwarten, wenn wir mit L!CHTAUF 2.0 ab März hoffentlich mindestens so viel Spaß bei allen Lesern, Partnern und Gastbloggern verbreiten wie ich ihn die ganze Zeit damit habe – es ist erschütternd.

Damit ihr nichts verpasst, adoptiert und abonniert L!CHTAUF doch gleich mal unter www.lichtauf.com

Ich freu mich riesig, wenn ihr mich in dieses neue Abenteuer begleitet!

Ein sonniges Namasté liebe Alle.

Eure Bea

P.S. Vielen Dank für’s Interview, Christoph – go.learn.grow, du Box-Champion!

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Bilder: © Sandra D`Souza Photography www.sandradsouzaphotography.wordpress.com/