Fehler im Job dürfen nicht passieren – passieren aber trotzdem

Fehler dürfen im Job und im Leben eigentlich nicht passieren. Aber sie passieren trotzdem, weil wir nun einmal Menschen sind und nicht 100-prozentig funktionieren.

Vor allem die Perfektionisten unter uns können diese Tatsache nur schwer akzeptieren.

Aber selbst Maschinen unterlaufen Fehler; oder ist Ihnen Ihr Computer noch nie „abgeschmiert“?

Warum Fehler in uns oftmals puren Stress auslösen

Von Kindesbeinen an werden wir darauf getrimmt, keine Fehler zu machen. Im Kindergarten, in der Schule und in der Ausbildung werden wir immer wieder auf unsere Fehler aufmerksam gemacht: zumeist extra dick und auch noch rot markiert, damit wir diese Fehler niemals vergessen.

Das ist doch verrückt: Da können beispielsweise neun von zehn Antworten richtig sein, und trotzdem fokussiert sich die ganze Welt auf diese eine falsche Antwort.

Menschen werden im ersten Viertel ihres Lebens immer nur an ihren Fehlern gemessen. Kein Wunder, dass sie dann ohne Selbstvertrauen durchs Leben gehen und ständig Angst haben, etwas falsch zu machen.

Wenn uns immer wieder mit vorgehaltenem Spiegel suggeriert wird, was alles schiefläuft, ist es kein Wunder, dass wir früher oder später zu der fatalen Erkenntnis kommen:

  • „Ich mache ja nur Fehler!“
  • „Ich bin schlecht!“
  • „Ich bin ein dummes Schwein!“
  • „Ich bin ein Vollidiot“

verbunden mit der Warnung an sich selbst:

  • „Ich DARF keine Fehler machen!“

Wir führen Selbstgespräche, reden uns selbst ein, dass wir zu nichts zu gebrauchen und schlicht und ergreifend Versager sind!

Diese Einstellung trägt nicht gerade dazu bei, den Herausforderungen des Lebens mit Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen zu begegnen, sie mutig und mit Herzblut anzunehmen.

Ganz im Gegenteil: Angst vor Fehlern macht und langsam und träge.

Angst vor Fehlern macht uns langsam und träge

Wir igeln uns ein und kapseln uns von allem ab, weil uns nichts mehr zutrauen und Angst vor den eigenen Fehlern haben, oder?

Nun ja, meistens haben vor allem Angst davor, was „die anderen“ über uns denken oder zu uns sagen. Und vor allem fürchten wir uns vor möglichen Konsequenzen.

Ein Fehler im Job kann den Arbeitsplatz kosten oder sogar noch Schlimmeres bedeuten, wenn beispielsweise durch meinen Fehler ein Menschenleben in Gefahr ist. Man denke nur an Zug,- Flugzeug-, Verkehrs- sowie Arbeitsunfälle mit Verletzten und sogar Toten, die durch „menschlichem Versagen“ verursacht worden sind.

Wenn wir uns über unsere Mitmenschen Gedanken machen, zeigt das ein großes Maß an Empathie und Mitgefühl und eine gewisse Reflexionsfähigkeit. Das ist die positive Seite. Doch leider werden wir dadurch auch in unserem Handeln gebremst.

Wenn ich jedes Angebot, jede E-Mail und jedes Dokument zehnmal kontrollieren und ich mich durch 20 cc-Mails rückversichern muss, werde ich extrem langsam und träge.

Diese Art zu arbeiten frisst einfach zu viel Substanz; sei es Zeit, Konzentration oder Leistungsfähigkeit. Meine Umsetzungsgeschwindigkeit geht gegen Null.

Vielleicht denken Sie jetzt:

Naja, ich bin doch angestellt und bekomme so oder so mein Geld, das kann mir doch eigentlich egal sein. Mag sein. Wenn aber ein ganzes Team so denkt und arbeitet, darf sich niemand wundern, wenn es von Wettbewerbern überholt wird.

Meiner Definition von einem aus Leistungsträgern bestehenden Team entspricht diese Einstellung jedenfalls ganz und gar nicht.

Wir brauchen eine kontrollierte Fehlerkultur

Fehler sind eine Orientierungshilfe.
Boxcoach Christph Teege (rote Hose): Fehler im Boxen sind sehr schmerzhaft. Sie gehören aber dazu. Fehler sind eine Orientierungshilfe.

Wussten Sie, dass beim Boxen jeder Schlag bis zur Perfektion geübt wird? Aber kann ein Boxer so die absolute Perfektion erreichen? Wahrscheinlich nie. Nur ein perfekter Boxer kann im Ring ohne Fehler gewinnen!

Aber funktioniert das?

Diese Frage muss ich mit einem ganz klaren „NEIN“ beantworten. Fehler passieren, das lässt sich nicht vermeiden. Und Fehler tun weh, gar keine Frage. Einmal kurz unkonzentriert zu sein genügt, um eine rechte Gerade im Gesicht zu spüren – RUMS!

Im Training wäre das nicht so tragisch. Deshalb sollten die meisten Fehler im Training passieren, um hier zu lernen, wie ich sie im Wettkampf vermeiden kann.

Im Wettkampf – also wenn es darauf ankommt – dürfen hingegen keine Fehler passieren. Und wenn doch? Ruhe bewahren und schnelle Lösungen entwickeln lautet dann die Devise.

Eine positive Fehlerkultur begünstigt Fortschritt, Entwicklung und Kreativität

Wie sieht es bei Ihnen im Unternehmen aus?

Überlegen Sie einmal, ob Sie von Ihrer Arbeitszeit nicht ein bisschen Zeit ins Training investieren können. Jeden Tag acht Stunden voll konzentriert zu arbeiten ist unmöglich, und nicht jede Arbeitsleistung ist gleich relevant.

In den meisten Fällen sind mehrere Durchgänge erforderlich, bis die (gewünschte) Arbeitsleistung den Empfänger erreicht.

Auch meine Artikel, die Sie hier lesen, durchlaufen bis zur Veröffentlichung mehrere Arbeitsschritte:

  • (gute) Bücher und Artikel lesen und recherchieren,
  • Artikel grob vorschreiben,
  • Foto recherchieren,
  • Vorgeschriebenes ausformulieren,
  • Artikel lektorieren lassen,
  • Artikel ruhen lassen und dann noch ein letztes Mal lesen,
  • veröffentlichen.

Klar, ich könnte die Artikel einfach „hinrotzen“; schlecht geschrieben, ohne Lesefluss und mit vielen Rechtschreibfehlern. So wäre ich immer schnell fertig. Das mache ich aber nicht, weil Sie es mir wert sind. Sie sollen keine fehlerhaften Artikel lesen – zumindest nicht bei mir.

Wenn Sie wie beim Sport auch im Job in einem geschützten Fehler zulassen, wird das eine motivierende Wirkung auf Sie haben. Druck, Angst und Stress sinken auf ein normales Maß und darüber hinaus schaffen Fehler gewisse AHA-Momente.

Zu wissen wie es nicht geht, bringt sie auf neue, erfolgversprechendere Wege.

Fazit

Das Ziel muss lauten, schnell, sauber und fehlerfrei zu arbeiten. Da sind wir einer Meinung. Wenn es drauf ankommt, müssen wir eine Null-Fehler-Strategie verfolgen.

Wir müssen uns auch Freiräume schaffen, in denen Fehler toleriert werden können. Denn nur so produzieren wir Fortschritt und steigern Kreativität: für unser Team, unsere Mitmenschen und für uns selbst.

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Bild im Artikel „Fehler“ oben / unten: ©shutterstock.com / ©LeonieKohrs