Früher habe ich Erfolgsratgeber wie beispielsweise. „Denke nach und werde reich“, „Wie man Freunde gewinnt“, „Sorge dich nicht, lebe“ oder auch die „Die 4-Stunden-Woche“ regelrecht verschlungen. Erst Jahre später habe ich erkannt, dass ich stets auf der Suche nach Abkürzungen war – die es nicht gibt.
Ich habe in den Büchern immer nur Fragen gefunden, die dann weitere Fragen nach sich gezogen haben. So hangelte ich mich von Frage zu Frage, ohne eine einzige Antwort zu finden. Teilweise war ich nach dem Lesen der Bücher ziemlich frustriert, weil ich mich noch unsicherer gefühlt habe als vorher.
Lesen bildet, keine Frage. Bücher lesen ist eine der sinnvollsten Beschäftigungen überhaupt.
Die modernen Erfolgsratgeber lese ich nicht so gerne, weil sie mir als Leser das ultimative Erfolgsgeheimnis verkaufen wollen, das bei jeder Person (angeblich) uneingeschränkt funktioniert. Ich finde eine solche Haltung des Autors sehr arrogant.
Daraus ergibt sich eine weitere Frage: Wenn es möglich ist, mit diesem „Geheimnis“ ganz leicht und unangestrengt erfolgreich zu werden, warum wenden die Autoren das Wissen nicht selbst an, gründen mit diesem wertvollen Know-how weitere Untenehmen und Organisationen und werden noch erfolgreicher?
Das wird wohl ein Geheimnis bleiben.
Lesen Sie Erfolgsratgeber und setzen Sie die Inhalte auch um
Eine gute und eine schlechte Nachricht
Zuerst die schlechte:
Sie können nicht alles schaffen.
Das ist ehrlich, verkauft sich aber auf dem Weiterbildungs-Markt schlecht.
Und jetzt die gute:
Sie können mehr als sie glauben.
Das ist ehrlich, nur ist es mit Arbeit, Aufwand und Anstrengung verbunden.
Wenn es um persönliche Entwicklung geht, dann spricht die Wissenschaft in dem Zusammenhang gerne vom Menschen als „biopsychosoziale Einheit“. Jeder Mensch ist eingebunden in soziale Strukturen und hat unterschiedliche körperliche und psychische Rahmenbedingungen, die es bei jedem Ziel, Projekt und bei jeder Veränderung zu berücksichtigen gilt.
Dazu ein (einfaches) Beispiel aus der Praxis: Ein Familienvater kann sich nicht einfach so mit seinem Hobby selbstständig machen, wenn er nicht weiß, wieviel Geld er damit verdienen wird und ob er damit seine Familie ernähren kann. Kündigt er doch seinen Job einfach so und setzt „alles auf eine Karte“ , so handelt er unverantwortlich gegenüber sich selbst, seiner Familie und seinem Umfeld.
Das kann funktionieren – muss es aber nicht. Das Risiko wäre mir persönlich zu groß. Allerdings kann er sich in seiner Freizeit mit dem Thema beschäftigen und nebenbei anfangen – ganz klein.
Was mir zu Beginn meiner Gründung geholfen hat, war die Teilnahme an einem Erfolgsteam. Da treffen sich Gleichgesinnte regelmäßig zum Erfahrungsaustausch und zur gegenseitigen Unterstützung. Diese Erfahrungen haben mich inspiriert, so etwas ähnliches zu zu initiieren. Bei mir heißt es nicht „wir haben heute Treffen mit dem Erfolgsteam“, sondern „ich gehe heute in den Business Fight Club.“
Erfolgsratgeber machen manchmal ein schlechtes Gewissen
Wenn Sie meine Artikel lesen, dann sind Sie an persönliche Entwicklung interessiert. Was mir ganz wichtig ist:
Sie sind zu jeder Zeit eine vollwertige Person, ganz gleich, was Sie über sich selbst denken.
Sie entwickeln sich in dem Tempo und in die Richtung so, wie es für Sie richtig ist. Sie sind gut so, wie Sie sind. Machen Sie sich das immer wieder klar.
Ja sicher: Rückblickend betrachtet hätten Sie vielleicht die eigene Entwicklung beschleunigen können oder einige Fehler nicht gemacht. Aber auf der anderen Seite sind es einzigartige Erfahrungen, die sie zu der Person haben werden lassen, die sie heute sind.
Zum Schluss möchte ich Ihnen noch eine Geschichte mit auf den Weg geben.
Die Geschichte vom Banker* und dem Fischer
Ein Banker stand in einem kleinen europäischen Fischerdorf am Pier und beobachtete, wie ein kleines Fischerboot mit einem Fischer an Bord anlegte. Er hatte einige riesige Fische gefangen.
Der Banker gratulierte dem Fischer zu seinem prächtigen Fang und fragte, wie lange er dazu gebraucht hätte. Der Fischer antwortete: „Ein paar Stunden nur. Nicht lange.“
Daraufhin fragte der Banker, warum er denn nicht länger auf See geblieben sei, um noch mehr zu fangen.
Der Fischer sagte, die Fische reichten ihm, um seine Familie die nächsten Tage zu versorgen. Der Banker wiederum fragte: „Aber was tun Sie denn mit dem Rest des Tages?“
Der Fischer erklärte: „Ich schlafe morgens aus, gehe ein bisschen fischen; spiele mit meinen Kindern, mache mit meiner Frau nach dem Mittagessen eine Siesta, gehe ins Dorf spazieren, trinke dort ein Gläschen Wein und spiele Gitarre mit meinen Freunden und genieße mein Leben.“
Der Banker erklärte: „Ich bin ein Harvard-Absolvent und könnte ihnen ein bisschen helfen. Sie sollten mehr Zeit mit Fischen verbringen und von dem Erlös ein größeres Boot kaufen. Mit dem Erlös hiervon wiederum könnten sie mehrere Boote kaufen, bis Sie eine ganze Flotte haben.
Statt den Fang an einen Händler zu verkaufen, könnten Sie direkt an eine Fischfabrik verkaufen und schließlich eine eigene Fischverarbeitungsfabrik eröffnen.
Sie könnten Produktion, Verarbeitung und Vertrieb selbst kontrollieren. Sie könnten dann dieses kleine Fischerdorf verlassen und in eine Metropole umziehen, von wo aus Sie dann Ihr florierendes Unternehmen leiten.“
Der Fischer fragte: „Und wie lange wird dies alles dauern?“
Der Banker antwortete: „So etwa 15 bis 20 Jahre.“
Der Fischer fragte: „Und was dann?“
Der Banker lachte und sagte: „Dann kommt das Beste. Wenn die Zeit reif ist, könnten Sie mit ihrem Unternehmen an die Börse gehen; ihre Unternehmensteile verkaufen und sehr reich werden. Sie könnten Millionen verdienen.“
Der Fischer sagte: „Millionen. Und dann?“
Der Banker erwiderte: „Dann könnten Sie aufhören zu arbeiten. Sie könnten in ein kleines Fischerdorf an der Küste ziehen, morgens lange ausschlafen, ein bisschen fischen gehen, mit ihren Kindern spielen, eine Siesta mit ihrer Frau machen, in das Dorf spazieren, am Abend ein Gläschen Wein genießen und einfach das Leben genießen.“
Der Fischer antwortete: „Das mache ich doch heute schon.“
Fazit
Manchmal ist weniger mehr. Das gilt nicht nur beim Fischen, sondern auch für Erfolgsratgeber.
*Ich habe lange überlegt, ob ich Banker schreiben soll. Denn das alle Banker profitgeil sind und immer „höher, schneller, weiter“ wollen ist genauso ein Vorurteil wie das, das alle Boxer dumm, aggresiv und gewaltbereit sind.
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Bild in dem Artikel „Erfolgsratgeber“: ©privat