Wenn ich hohle Phrasen lese wie „Du musst nur an dich glauben, dann kannst du alles schaffen“oder „Du musst nur lange genug dranbleiben, dann wirst du zum Gewinner“, dann bekomme ich einen Brechreiz. Inhaltlich mögen diese Sätze die richtige Tendenz haben, nur wünsche ich mir hier einfach eine größere sprachliche Flexibilität. Denn der Punkt ist einfach der:
Wir können nicht alles schaffen, egal wie stark wir zu sein glauben und egal wie lange wir dranbleiben.
Das ist nicht machbar! Aber es gibt auch eine gute Nachricht in diesem Kontext: Wenn wir an uns glauben und lange genug dranbleiben, dann können wir mehr als wir glauben.
Kommen wir zunächst zur schlechten Nachricht:
Selbstmotivation: Sie können nicht alles schaffen, aber mehr als Sie glauben
Um Ihnen die „Problematik“ näher bringen zu können, zunächst einmal ein Beispiel meinerseits: Es gibt durchaus ein paar Sportarten, für die ich theoretisches Verständnis und auch ein paar praktische Erfahrungen mitbringe. Dazu gehören Fußball, Tischtennis, Triathlon und Boxen.
Kennen Sie die 10.000 Stunden-Regel? Sie besagt, nach 10.000 Stunden zur Weltspitze zu gehören oder Experte in einem bestimmten Fachbereich werden zu können. 10.000 Stunden sind nicht viel. Das sind bei zwei Stunden Beschäftigung pro Tag nur 14 Jahre.
Im Juli 2017 werde ich 36 Jahre alt. Selbstverständlich kann ich jetzt anfangen, 10.000 Stunden zu trainieren. Die Trainingszeit ist ja nicht das Problem. Zeit hat man nicht, Zeit nimmt man sich. Das hat etwas mit der eigenen Haltung zu tun. Darüber habe ich hier schon geschrieben.
Doch selbst wenn ich jetzt 10.000 Stunden trainieren würde, könnte ich niemals zur Weltspitze gehören – in keiner dieser oben genannten Sportarten. Ausgeschlossen; das funktioniert nicht. Mein Zug ist abgefahren, weil ich dafür schon zu alt bin.
Das ist kein negativer Glaubenssatz, sondern das sind nicht veränderbare Rahmenbedingungen, die es anzuerkennen gilt. Auch wenn uns Motivations-Gurus einreden wollen, es gäbe keine Limits.
Die gibt es doch und die gilt es anzuerkennen. Bei aller Motivation, Leidenschaft und Euphorie sollten wir realistisch bleiben: Bewahren Sie sich Ihren kritischen Verstand. Glauben Sie nicht alles, was Ihnen gesagt wird. Hinterfragen Sie.
Selbstmotivation ohne „Tschakka-Tschakka“
Selbstmotivation ohne , Tschakka – Tschakka – das ist meine Art, Dinge realistisch zu betragen. Lassen Sie sich davon bitte nicht einschüchtern. Als Maschinenbau-Ingenieur war ich unter anderem auch für Risikoanalysen für komplexe Maschinen und verfahrenstechnische Anlagen zuständig. Da beschäftigen Sie sich sehr intensiv mit den Gefahren und Risiken, die von einer Maschine oder Anlage für Menschen und Umwelt ausgehen kann.
Diese Zeit hat mein Denken nachhaltig geprägt, so dass ich mir bei allen visionären Ideen immer auch einen kritischen Verstand beibehalten habe. Der führt dazu, immer wieder ganz bestimmte Aussagen zu hinterfragen. Und wie gesagt können wir nicht alles schaffen, aber viel mehr als wir annehmen.
Damit wir über uns selbst hinauswachsen, muss eine Reihe von Voraussetzungen erfüllt sein. Zu den Wichtigsten zählen aus meiner Sicht ein funktionierendes Team und die Fähigkeit, Freude an Rückschlägen und Freude am Schmerz zu empfinden.
Selbstmotivation trifft Boxen
Freude an Rückschlägen und Freude am Schmerz? Ja, das mag Sie vielleicht irritieren, aber genau das vermittele ich im Box-Coaching und in meinem Vortrag Denn es wäre naiv zu glauben, auf dem Weg zum Ziel ohne Rückschläge durchzukommen. Es ist sinnvoll, an sich selbst zu erfahren, wie mit Rückschlägen umgegangen wird.
Zu den alltäglichen Rückschlägen gehören unter anderem:
- Sie werden enttäuscht,
- Sie werden kritisiert,
- Sie zweifeln an sich,
- Sie hassen sich,
- Sie bereuen Ihre Entscheidung,
- Sie zerfließen in Selbstmitleid,
- Sie möchten am liebsten alles hinschmeißen,
- Sie hadern mit sich und Ihrem Schicksal.
Das Gute daran ist: Diese Rückschläge treten zum Glück nicht alle gleichzeitig auf. Und deren Intensität und Schwere sind zum Glück auch unterschiedlich. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wir genau die Rückschläge bekommen, an denen wir uns reiben, an denen wir wachsen und uns weiterentwickeln können.
Bei jedem Rückschlag werden wir gezwungen, über unsere Pläne und über uns selbst nachzudenken. Manchmal ist es sinnvoll weiterzumachen, manchmal ist Aufgeben die bessere Entscheidung.
Wenn ich Rückschläge im Alltag erleide, dann frage ich mich:
1. Bringen meine Ziele mehr Menschen Nutzen als dass sie Schaden anrichten?
2. Fühlen sich meine Ziele noch stimmig an? Spüre ich noch einen Funken Begeisterung?
Wenn ich beide Fragen mit „ja“ beantworten kann, bleibe ich dran und suche nach Lösungen, wie ich Rückschläge überwinden kann. Ich habe viel aus ihnen gelernt. Die Schmerzen waren alle sinnvoll.
Heute sage ich Ihnen:
Wenn Sie Rückschläge verkraftet und die Prüfungen des Schicksals gemeistert haben, gelingen Ihnen plötzlich Dinge, von denen Sie vorher noch nicht einmal zu träumen gewagt hätten.
Fazit
Sie können nicht alles schaffen, aber mehr als Sie glauben. Seien Sie sich bewusst, dass es auch für Sie Rückschläge geben wird. Haben Sie keine Angst davor, sondern freuen Sie sich darauf. Denn meistens bekommen wir genau die Rückschläge, an denen wir wachsen und entwickeln können. Also nur Mut: Trauen Sie sich, über sich selbst hinauszuwachsen!
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Bilder zu dem Artikel Selbstmotivation : ©privat