Motivation und Mindset der Generation Y

Generation Y

Es war im Dezember 2013, als ich zum ersten Mal auf das Thema Generation Y angesprochen wurde. Ich befand mich nach dem TV Total Quizboxen immer noch in der Orientierungsphase und war offen für Themenvorschläge.

Neugierig wie ich war habe ich mich gleich in die Arbeit gestürzt und in das Thema eingearbeitet. In den darauf folgenden Wochen und Monaten habe ich zum Thema Generation Y viele Bücher gelesen, viele Gleichaltrige und Personalchefs interviewt. Ich hegte den Plan, auf Basis meiner Erkenntnissen ein Buch zu schreiben. Aber es kam anders als gedacht.

Das Thema „Generation Y“ trat immer stärker in den Hintergrund meines Interesses, weil ich parallel dazu begonnen hatte, mich mit dem Thema Boxen  intensiver auseinanderzusetzen. Und letztendlich war die Faszination hierfür so groß, dass ich es weiter ausbauen wollte.

Diese Entwicklung brachte mir die Erkenntnis, dass ich in einer Orientierungsphase heute anders agieren würde, und zwar so wie Uli Hoeneß: Zunächst eine Auszeit vom Alltag nehmen, um mir darüber klar zu werden, was ich eigentlich wirklich machen will.

Da ich jedoch in letzter Zeit immer wieder einmal auf das Thema Generation Y angesprochen wurde, möchte ich diesen Blog-Artikel dazu nutzen, um meine gewonnenen Erkenntnisse mit Ihnen zu teilen. Wer ist also die Generation Y und was zeichnet sie aus?

Wer ist die Generation Y?

Generation Y, Motivation, Führung
Boxcoach Christoph Teege

Zur Generation Y gehören die Jahrgänge von 1980 bis 2000. Die Einstellung dieser Generation provoziert und sorgt für Zündstoff, wenn sie mit der Denkweise der „Alten“ zusammenprallt. Die Älteren trauen den Jüngeren meist nicht zu, dass sie auch anpacken und richtig arbeiten können. Ganz im Gegenteil, wird der Generation Y doch gerne unterstellt, faul und egozentrisch zu sein. Wenn dem wirklich so wäre, muss es uns eigentlich angst und bange werden, da im Jahr 2020 bereits 50 Prozent der global workforce der Generation Y angehören wird. (Quelle: PriceWaterCoopers)

Über diesen „neuen Generationenkonflikt“ gibt es bereits heute viel im Internet zu lesen. Allerdings bin ich der Meinung, dass es immer schon Unterschiede zwischen Generationen gegeben hat; und das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Der Generationenkonflikt ist also keineswegs ein spezielles Thema der Generation Y! Wo liegt der Unterschied zu den Generationen vorher?

Generation Y: Karriere ja, aber nicht um jeden Preis

Hinsichtlich der gängigen Meinungen älterer Generationen, die Generation Y sei faul, möchte ich klar Stellung beziehen und sagen:

„Die Generation Y ist nicht faul. Das ist absoluter Schrott! Es gibt sehr wohl junge Menschen, die Karriere machen wollen – und Faulenzer hat es auch in früheren Generationen genug gegeben.“

Der Unterschied liegt eindeutig in der Definition von Karriere und Erfolg. Unter „Karriere“ wird heute etwas völlig anderes verstanden. Heute geht es weniger um Status-Symbole, sondern viel mehr um Selbstverwirklichung der eigenen Ziele, Träume und Visionen.

Ein weiterer entscheidender Unterschied liegt darin, dass junge Leute die eigene Gesundheit stärker denn je in den Fokus rücken. In den Köpfen der „Alten“, aber teilweise auch noch in denen der jüngeren Generation, herrscht nach wie vor der Glaube: „Gelobt sei, was hart macht!“ oder „Ich darf keine Pause machen!“

Das führt dazu, dass berufliche und private Ziele mit harten Bandagen und auf Kosten der eigenen Gesundheit erreicht werden. Das führt nicht selten zu einem gesundheitlichen K.O. in Form von Depression oder Burn-Out. Ich habe die Erfahrung machen dürfen, dass es auch anders geht. Gelernt habe ich es über das Boxen und darüber mein Buch „Mit welchen Bandagen“ geschrieben.

Generation Y definiert Erfolg anders

Eine unumstößliche Tatsache ist, dass sich Erfolg nicht pauschal definieren lässt. Jeder versteht etwas anderes darunter. Die Generation Y hat es heute in vielerlei Hinsicht nicht leicht. In unserer medialen Welt wird sie von vielfältigen Angeboten und Möglichkeiten regelrecht überflutet – es gibt von allem viel zu viel.

Hier den Überblick zu behalten und herauszufiltern, welche Informationen persönlich wichtig sind und welche nicht, stellt eine der größten und nicht zu unterschätzenden Herausforderungen der Moderne dar. Hinzu kommt, dass den jungen Menschen durch Fernsehformate wie „Germany‘s Next Topmodel“ oder „Deutschland sucht den Superstar“ der schnelle Erfolg suggeriert wird. Die Tatsache, dass die meisten Kandidaten schon vor ihrer Show-Teilnahme jahrelang für ihren Erfolg hart gearbeitet haben, wird nur beiläufig oder gar nicht erwähnt.

Fakt ist auch, dass es keine Rolle spielt, wie Sie Erfolg definieren wollen, die Zutaten sind immer die gleichen: Tränen, Blut und Schweiß! Das war so, das ist so und es wird auch immer so bleiben.Niemandem fällt der Erfolg einfach so in den Schoß!

Allerdings muss sich jeder selbst die Frage beantworten, welchen Preis er zu zahlen bereit ist, ob er sich für den Erfolg aufopfern und die eigene Gesundheit aufs Spiel setzen will.

Für die Generation Y gilt: Leistung muss sich wieder lohnen

Erst im Studium habe ich gemerkt, dass es durchaus erfüllend sein kann, sich voll und ganz auf eine Sache einzulassen und sich richtig hinein zu knien. Das waren vier anstrengende, aber gleichzeitig wunderschöne Jahre.

In dieser Zeit habe ich zum ersten Mal am eigenen Leib erfahren, das viel mehr in mir drinsteckt als ich dachte. Begleitet wurde diese Erkenntnis von einem netten Nebeneffekt. Ich entwickelte eine völlig neue Arbeitsweise, die geprägt ist von Schnelligkeit, Präzision und Ergebnisorientierung. In dieser Zeit beschäftigte ich mich intensiv mit Arbeitstechniken und erlernte auch das Schnelllesen (Speed Reading).

Generation Y und New Work

Dann kam der Eintritt in die Arbeitswelt und ich bin mit dem gleiche Eifer hochmotiviert an die Aufgaben herangegangen. Doch der Schuss ging nach hinten los. Es war völlig egal, ob ich schnell war oder nicht; es zeigte weder bezüglich meiner Arbeitszeit noch auf mein Gehalt irgendeine Wirkung.

Diese Tatsache rief in mir tiefe Selbstzweifel hervor. Aber ich wollte das nicht einfach so hinnehmen – ich hatte und habe einen anderen Anspruch an mich und meine Arbeitsleistung. Das war einer der Gründe, warum ich mich letztendlich selbständig gemacht habe.

Auch noch gut zehn Jahre nach dem Studium pflege ich den Kontakt zu ehemaligen Kommilitonen, bleibe mit ihnen im Dialog. Ich musste feststellen, dass es den meisten von ihnen ähnlich erging wie mir. Sie haben Unternehmen gewechselt, neue Aufgaben und Positionen bekommen. Erst heute fühlen sie sich angemessen entlohnt.

Das hat mir zudenken gegeben. Es muss doch möglich sein, das „Konzept Arbeit“ neu zu denken, verkrustete Strukturen und Abläufe zu hinterfragen und aufzubrechen. Wir sind ja keine Einzelfälle. Vielen Vertretern der Generation Y geht es so.

Wir sind es gewohnt (und die ganz jungen erst recht), uns mit Handy und Laptop zu organisieren. Und wir verfügen sehr wohl über ausreichend Disziplin und Biss, unsere Aufgaben zu erledigen. Während meiner Studienzeit hatte höchstens ein Prozent der Studenten einen Laptop. Wenn ich heute an den Hochschulen doziere, hat dort höchstens ein Prozent aller Studenten KEINEN Laptop dabei.

Generation Y: Arbeitszeit ist Lebenszeit

Für uns, die Generation Y – zu der ich im Übrigen auch gehöre – bedeutet „Arbeitszeit = Lebenszeit“. Ich sehe es einfach nicht ein, warum ich meine Zeit bis zum Feierabend absitzen muss, wenn ich mit der Arbeit fertig bin. Warum darf ich die Zeit nicht genießen, die ich mir durch Schnelligkeit, Präzision und entsprechende Ergebnisse „erarbeitet“ habe?

Auch (vorzeitig) erreichte Tagesziele sind Erfolge! Doch nicht nur darum geht es. Die Generation Y ist außerdem an Selbstverwirklichung und einer sinnerfüllten Arbeit interessiert. Klar, das ging älteren Menschen auch so, nur haben die sich vielleicht nicht getraut, das auch öffentlich zu kommunizieren wie die Generation Y und sieben aus der Generation X (Jahrgang 1965 bis 1980).

Im Vergleich zu den älteren Mitarbeitern hinterfragt die junge Generation viel häufiger den Sinn ihrer Arbeit. Sie will verstehen, was und vor allem warum und wofür sie etwas tut, fragt öfter nach den Hintergründen, will Verantwortung übernehmen und bei Entscheidungen mitreden.

Beobachten Sie die jungen Leute ruhig ein wenig genauer. Sie werden feststellen, dass viele von ihnen sehr engagiert sind. Sie entwickeln eigene Ideen, verpacken sie in Konzepte oder Worte, möchten sie in Projekte oder Prozesse einbringen.

Sie wollen Erfahrungen machen, sich fachlich weiterentwickeln und persönlich wachsen. Doch wenn etwas wächst, gehören Wachstumsschmerzen dazu. Das heißt, dass auch unabhängig von Entwicklungsphasen jeder von uns Fehler macht. Das ist ganz normal. Deshalb muss eine Umgebung geschaffen werden, in der Fehler gemacht werden dürfen.

Fehler fördern die Entwicklung …

… wenn wir daraus lernen! Das gilt auch für den Sport. Beim Boxen wird ganz klar zwischen Training und Wettkampf unterschieden. Im Training werden viele Techniken ausprobiert, die aber in der Anwendung nicht immer (auf Anhieb) so funktionieren, wie wir es uns in der Theorie vorgestellt haben.

Wir machen Fehler und die Rückmeldung tut oft weh. Vielleicht bringt sie uns die Erkenntnis, dass diese Technik für einen selbst nicht die richtige ist.

Durch Reflexion lernen wir dazu, aber auch durch Schmerz. Im Wettkampf hingegen greift der Boxer nur auf Techniken zurück, die funktionieren. Fehler sind hier nicht angebracht! Als Ganzes betrachtet handelt es sich um einen vielversprechenden Lernprozess.

Und genau das muss auch in einem Unternehmen möglich sein. Es müssen Fehler gemacht werden dürfen. Nur dann kann sich der Mitarbeiter weiterentwickeln und besser werden. Voraussetzung ist allerdings, dass diese Fehler nur bedingt Konsequenzen haben und nicht das gesamte Ziel gefährden. Aus der Sicht des Boxers ausgedrückt darf er nicht in jedem Fight K.O. geschlagen werden. Das geht zu sehr an die Substanz und mindert die Motivation.

New Work: Arbeiten im Einklang mit dem Biorhythmus

Die Generation Y will selber entscheiden, wann und wo sie ihre Arbeit erledigt. Sie braucht feste Rahmenbedingungen, innerhalb derer sie sich frei bewegen kann. Die Generation X war da anders; oftmals wurden ohne Meckern und Nachfragen Aufgaben einfach abgearbeitet. Das Warum, Wofür und auch das Wie interessierte nicht.

Daraus ergibt sich eine Frage, die ich Ihnen gerne stellen möchte:

Können Sie acht Stunden am Stück konzentriert arbeiten? Ich nicht! Wir sind Menschen und (Gott sei Dank) keine Maschinen! Wir haben einen Biorhythmus mit Hoch- und Tiefphasen, der durch mehr Bewegung, gesunde Ernährung und Entspannungsphasen positiv beeinflusst werden kann.

In meinem Buch finden Sie auch die Empfehlung, im Einklang mit dem Biorhythmus zu arbeiten. Es ist zweifelsohne sinnvoll, komplexe Aufgaben dann zu erledigen, wenn wir uns gut konzentrieren können. Damit das gelingen kann, trägt auch die Umgebung entscheidend dazu bei. Was spricht also dagegen, Ihre Arbeit zu Hause zu erledigen – im Home-Office oder draußen an der frischen Luft – wenn Sie sich hier viel besser konzentrieren können?

Ich kenne viele Menschen, die ihren Arbeitsort regelmäßig wechseln. Sie arbeiten im Garten, im Auto oder der Hotel-Lobby. Warum auch nicht? Eine neue Umgebung, ein ungewöhnliches Bild schenkt frische Anreize, regt Fantasie und Kreativität an. Seien Sie also flexibel und arbeiten Sie „mit weichen Bandagen“.

Selbstverständlich erfordert diese Art zu arbeiten ein hohes Maß an gegenseitigem Vertrauen. Aber sind wir doch einmal ehrlich: Ist kein Vertrauen da, ist es generell schwer, gute Leistungen zu erbringen; der Arbeitsplatz spielt dabei nur eine ungeordnete Rolle.

Fazit

Das Generation Y-Thema ist ein guter Ansatz, über Arbeit, Führung und Zusammenarbeit nachzudenken. Aber Vorsicht: Was seit 30 Jahren gut funktioniert, muss nicht zwangsläufig für die nächsten 30 Jahre gelten.

Die Jungen können vielleicht besser mit Informationen umgehen, dafür fehlt ihnen etwas, was die Älteren haben: Berufs- und Lebenserfahrung.

Wenn sich beides ergänzt, kann etwas Größeres daraus entstehen, gemäß dem Zitat von Aristoteles: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“

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Bild im Artikel „Generation Y“ oben / unten: ©depositphotos.com / ©privat