Darf ich mir beim Boxen ein Gesicht vorstellen?“

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Judith Müller vom Leibniz Kolleg Hannover mit Christoph Teege.

Wut, Frust und Stress abzubauen bzw. gar nicht erst entstehen zu lassen, sind auch Bestandteile des „Boxen statt Mimimi“ Events. Bei einer der letzten Veranstaltungen ergab sich folgende Situation. Ich erkläre und zeige die Übungen. Anschließend kommen zwei Teilnehmende als Trainingspartner zusammen. Eine Person trägt Schlagpolster (sogenannte Pratzen), die andere Boxhandschuhe.

Nach dem „Shakehands“ beginnt die Übung. Während die Teilnehmenden die Übung ausführen, gehe ich auch umher. Dabei fragte mich ein Teilnehmer mit einem süffisanten Lächeln und einem ironischen Unterton in der Stimme: „Darf ich mir beim Boxen ein Gesicht vorstellen.“ Ich dachte mir: ‚Was soll ich darauf antworten?‘ Die Frage war natürlich nicht ganz ernst gemeint. Die beiden Trainingspartner hatten Spaß, waren entspannt und im Flow. Nach einer kurzen Pause sagte ich: „Pädagogisch gesehen ist die Aussage etwas kritisch, aber menschlich gesehen absolut nachvollziehbar.“ Er lachte zustimmend und begann intensiver auf die Pratzen zu schlagen.

Pädagogisch kritisch

Die „Boxen statt Mimimi“-Events sollen die Teilnehmenden durch das Boxen stärken. Dabei geht es um Selbstmotivation, Mut, Selbstvertrauen, aber auch um Zusammenarbeit und Teamgeist. Den Wettkampf nutze ich nur als Metapher. Wir machen kein Wettkampfboxen. Ziel ist es nicht, die Teilnehmenden für einen Wettkampf fit zu machen, sondern sie individuell und auch im Team zu stärken.

Außerdem weise ich die Teilnehmenden darauf hin, dass das Schlagen nur im Boxring erlaubt ist und Ausnahmen nur im Falle von Notwehr-Situationen oder bei Training mit den Pratzen gestattet sind. Erleben die Teilnehmenden einen Konflikt im Alltag, ist es ihre Aufgabe, den Konflikt mit Worten zu lösen – und nicht mit den Fäusten.

Insofern sehe ich es als pädagogisch kritisch an, sich beim Boxen etwa das Gesicht eines Kollegen, Vorgesetzten oder Kunden vorzustellen, der uns stresst, ärgert oder in Rage bringt, weil man ein Problem oder einen Konflikt mit ihm hat.

Menschlich nachvollziehbar

Sich beim Boxen ein Gesicht vorzustellen, ist menschlich gesehen jedoch absolut nachvollziehbar. Denn es gibt wahrscheinlich auch in deinem Umfeld Personen, deren Verhaltensweise dich stressen, nerven, ärgern und/oder wütend machen. Dabei ist der Auslöser meist individuell. Was den einen Kollegen aufregt, lässt einen anderen Mitarbeiter völlig kalt. Da lohnt es sich zu reflektieren, wer oder was dich warum auf die Palme bringt.

Doch was kannst du mit Wut im Bauch tun, wenn du spürst, wie sie langsam hochkocht? Sollst du dem Gefühl nachgeben oder es lieber unterdrücken? Pauschal lässt sich das nicht beantworten, da es vor allem auf den Kontext ankommt.

Sicherlich ist es ein befreiendes Gefühl, dein Gegenüber z.B. anzuschreien …, aber ob das auch clever ist, wage ich zu bezweifeln. Allerdings ist es auf Dauer nicht gesund, Gefühle von Wut, Angst, Enttäuschung und Frust zu unterdrücken. Mittel- und langfristig wird das negative Folgen haben und früher oder später körperliche und seelische Beschwerden nach sich ziehen. Außerdem sind Gefühle größtenteils stärker als der Verstand. Wut und Angst suchen sich ihren Weg. Meist „explodieren“ wir, wenn der berühmte Tropfen das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Die darauffolgende Kurzschlussreaktion ist im Nachhinein betrachtet völlig unangebracht und einfach nur beschämend, sodass man am liebsten die Zeit zurückdrehen möchte.

Die Lösung: Wut kontrolliert herauslassen

Wut hat durchaus etwas Positives. Wut ist eine kraftvolle Energie, die dafür sorgen kann, ins Handeln zu kommen. Vielleicht kocht die Wut über, weil es aktuell nicht so läuft, wie man es sich vorgestellt hat und dies nun ändern will. Zudem sorgt sie dafür, dass man bei Rückschlägen nicht so schnell aufgibt.

Allerdings ist es wichtig, den Umgang mit der eigenen Wut zu lernen. Hier habe ich die Beobachtung gemacht, dass es vielen Erwachsenen anfangs schwerfällt, die Wut los- und am Ende auch herauszulassen. Kindern fällt das viel leichter. Vielleicht haben Erwachsenen damit eher Probleme, weil ihnen vielleicht niemand gezeigt hat, wie das funktioniert. Möglicherweise ist es ihnen einfach nur peinlich. Wieder andere haben bereits viel Wut erlebt und möchten deshalb gerne eigene derartige Gefühle verdrängen! Wichtig für alle ist, es mitunter zuzulassen, seiner Wut Luft zu verschaffen.

Wieder zurück zu meinem angesprochenen „Boxen statt Mimimi“-Event: Besagter Teilnehmer hat seinen Frust herauslassen können und die Erleichterung war ihm hinterher auch anzusehen. Seine Körperhaltung war entspannt, die Augen haben geleuchtet und er hat von innen heraus gestrahlt. Zum Schluss hat er sich sogar bei mir bedankt.

Fazit

Wut ist ein Gefühl, das jede/r von uns kennt. Hilfreich ist es, den Umgang mit der eigenen Wut zu lernen. Nur so ist es möglich, dass sich derartige Gefühle kontrolliert entladen können, ohne anderen oder sich selbst zu schaden. Unterdrückst du deine Wut langfristig, bekommst du früher oder später körperliche oder seelische Probleme. Soweit solltest du es nicht kommen lassen. Handele jetzt und lerne, kontrolliert „Dampf abzulassen“ – bei einem „Boxen statt Mimimi“-Event oder im Rahmen eines Privatcoachings.

Foto im Artikel „Wut“: ©privat