Fight-Flight-Freeze: Warum du einen Boxkampf im Kopf gewinnst

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Fight -flight- freeze: Strategien aus dem Boxen für den Alltag nutzen

Im letzten Blog-Artikel habe ich erwähnt, dass ich den Satz „Einen Boxkampf gewinnst du zu 80 Prozent im Kopf, der Rest ist mental“ noch mal etwas genauer beschreiben möchte. Diese Aussage ist etwas überspitzt und ist humorvoll gemeint 😉 Denn selbstverständlich braucht es auch mehr als „nur“ mentale Stärke, um einen Boxkampf zu gewinnen. Denn eine Sieger-Garantie gibt es nicht. Es sei denn, du kämpfst gegen einen Journeyman. Aber das ist ein anderes Thema.

Wenn du schon länger zu meinen Lesern gehörst, erinnerst du vielleicht an das Konzept „Der Boxer als biopsychosoziale Einheit“. Wenn nicht, ist das auch okay. Hier kannst du den entsprechenden Blog-Artikel gerne (noch einmal) durchlesen.

Wenn du einen Boxkampf gewinnen willst, reicht es nicht, nur einen Realitycheck durchzuführen (Kann ich mein Ziel überhaupt erreichen?), sondern du musst auch alle Bereiche der biopsychosozialen Einheit optimal aufstellen und entsprechend trainieren. Im heutigen Blog-Artikel möchte ich verstärkt auf die mentale Seite eingehen; genauer gesagt auf die Angst bzw. den Umgang mit ihr.

Angst / Stress

Angst ist eine normale Reaktion auf eine Bedrohung oder auf psychischen Stress. In der Regel läuft diese Reaktion zügig und unbewusst ab. Angstsymptome können sein:

  • Herzrasen
  • Zittern
  • Ruhelosigkeit
  • Schwitzen
  • kalte und feuchte Hände
  • Mundtrockenheit.
  • Übelkeit
  • „Kloßgefühl“ im Hals
  • „schwere Beine und Beine“

Eine gefährliche Situation löst im Menschen die „Fight-Flight-Freeze“ Reaktion aus. Die „Fight or Flight“-Theorie (Kampf oder Flucht Reaktion) wurde vom amerikanischen Physiologen Walter Cannon aufgestellt. Sie beschreibt die schnelle mentale und körperliche Anpassung an eine gefährliche Situation. Mittlerweile wird die Reaktion noch um „Freeze – nichts tun“ erweitert.

Fight-Flight-Freeze beim Boxen

Mentale Vorbereitung kurz vor dem Wettkampf

Der Wettkampf (vor allem der erste) stellt für viele eine gefährliche Situation dar. Ich weiß noch, als ich sechs Wochen vor dem ersten Kampf die Zusage für das Quizboxen bekam. Da kamen Ängste in mir hoch. Ich hatte

  • Angst zu verlieren
  • Angst, mich zu verletzen
  • Angst, nicht gut genug zu sein
  • Angst davor, was andere von mir denken können
  • usw.

Aus Gesprächen mit anderen Trainern, Boxern und Therapeuten weiß ich, dass es vielen ähnlich geht und dass die Angst auch bleibt. Deshalb ist es sinnvoll, sich vor dem Wettkampf im Rahmen des Trainings mit der eigenen Angst zu beschäftigen; entweder alleine oder mit professioneller Hilfe.

Zunächst gilt es, die Angst zu identifizieren, sich ihr schrittweise zu nähern, Glaubenssätze zu hinterfragen und sich Strategien zu erarbeiten, um trotz Angst handlungsfähig zu bleiben. Zu den Strategien gehören unter anderem Atemtechniken, Rituale, Visualisierungstechniken, Mantras, neue Glaubenssätze und neue Verhaltensweisen wie etwa das bewusste Einnehmen des Hochstatus‘.

Fight-Flight-Freeze im Alltag

Im Büro-Alltag haben wir es weder mit einem „echten“ Boxkampf, noch mit einer „echten“ gefährlichen Situation zu tun. Stress gibt es im Job aber immer wieder und diese Situationen empfinden und bewerten wir im Alltag durchaus als „gefährlich“ und lösen damit auch (unbewusst) eine Angstreaktion aus.

Im Joballtag sind wir häufig mit folgenden Situationen konfrontiert:

  • Führen schwieriger Gespräche mit Kollegen, Mitarbeitern, Kooperationspartnern, Kunden (Angst vor Ärger und Konflikten oder auch Angst, nicht „richtig“ zu kommunizieren)
  • Reden vor fremden Personen (Vorträge, Präsentationen). Wir haben Angst, nicht gut genug zu sein oder Angst davor, was andere über uns denken)
  • Veränderungen (Angst vor Neuem und Angst, Altes aufzugeben)

In diesen jobtypischen Situationen laufen im Körper der Betroffenen die gleichen Reaktionen ab, wie sie der Boxer bei einem Wettkampf erlebt. Insofern kannst du genau das tun, was auch der Boxer vor einem Wettkampf macht: Stelle dich deiner Angst, entweder alleine oder mit professioneller Unterstützung. Nähere dich deiner Angst schrittweise und erarbeite Strategien, die dir helfen, mit ihr umzugehen und trotz deiner Angst handlungsfähig zu bleiben. Dann hast du im Ring eine größere Chance auf den Sieg und im Job gelingt es dir, das schwierige Gespräch, die Präsentation oder eine Veränderung erfolgreich zu meistern.

Fazit

Die mentale Stärke sowie der Umgang mit Angst und Stress ist ein wichtiges Thema – nicht nur beim Boxen, sondern auch im Alltag. In beiden Fällen geht es darum, Strategien zu erarbeiten, um mit und trotz der Angst handeln zu können. Dann hast du eine größere Chance, am Ende als Sieger aus dem Ring zu gehen.

Fotos im Artikel „Fight-flight-freeze“ : privat