Digitalisierung ist wie der Gegner im Boxring – Weglaufen geht nur bedingt!

Digitalisierung

Die Hildesheimer Allgemeine Zeitung organisierte vom 23. bis 27.9.2019 die Karriereleiter. Das ist ein innovatives Format, bei dem es um Karriere, Berufswege und Erfolg geht. Am Freitag, den 27.9.2019 fand die Podiumsdiskussion zum Thema „Digitalisierung“ statt, zu der Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft geladen waren.

Die Podiumsdiskussion dauerte gut zwei Stunden. Viele Themen wurden angerissen, einige wurden später noch vertieft. Das war alles in allem eine sehr gute Veranstaltung, die einen guten Überblick über ein wichtiges Thema gegeben hat. Am Sonntag habe ich schon bei Facebook und Instagram meine drei Punkte kurz zusammengefasst, die ich auf der Podiumsdiskussion vorgestellt habe. Diese drei Punkte möchte ich nun etwas ausführlicher darstellen.

1. Digitalisierung ist Einstellungssache

Für mich hat Digitalisierung weniger mit Technik, sondern viel mehr mit Einstellung zu tun. Um es in Form einer Box-Metapher auszudrücken: Digitalisierung ist wie der Gegner im Ring – Weglaufen geht nur bedingt.

Digitalisierung ist da und wird es auch bleiben. Mehr noch als das wird sie unseren beruflichen und privaten Alltag zunehmend beeinflussen. Daher halte ich es für sehr wichtig, sich so früh wie möglich mit den Chancen und Risiken der Digitalisierung zu beschäftigen.

Nachstehend ein paar Fragen, die wir uns in diesem Zusammenhang stellen können:

Für Angestellte

Als Angestellter kann ich mich fragen, wie ich für den Arbeitsmarkt auch zukünftig attraktiv bleibe. Studien besagen, dass viele der heutigen Jobs in Zukunft ganz oder teilweise ersetzt werden (können), darunter z.B. Bank- und Versicherungsfachleute, Geschäftsführung, Unternehmensberatung. Ob dein Beruf auch darunter fällt, kannst du in der Wirtschaftswoche nachlesen.

Vielleicht ist dein Job dabei? Das wäre kein Grund in Panik zu geraten; allerdings solltest du gut darauf vorbereitet sein. Deshalb solltest du folgende Überlegungen anstellen, um attraktiv für den Arbeitsmarkt zu bleiben oder zu werden. Denn zuverlässige Mitarbeiter werden immer gebraucht.

  • Was kann ich, was nicht?
  • Was macht mir Spaß, was nicht?
  • Welche Kompetenzen kann, muss oder sollte ich noch weiter entwickeln?

Für Unternehmer

Als Unternehmer geht es darum, mit seinen Produkten und Dienstleistungen einen immer größeren Nutzen für seine Zielgruppe(n) anzubieten und das Unternehmen idealerweise so aufbauen, dass es für einen potenziellen Nachfolger interessant ist.

Daraus ergeben sich beispielsweise folgende Fragestellungen:

  • Wie lassen sich mit Hilfe der Digitalisierung neue Produkte, neue Dienstleistungen, neue Geschäftsmodelle entwickeln sowie neue Kunden, neue Mitarbeiter und/oder Kooperationspartner gewinnen? Wichtige Stichworte sind hier Business Model Canvas, Social Selling oder allgemeines (seriöses) Online-Marketing.
  • Wie lassen sich innerbetriebliche Prozesse im Sinne der Digitalisierung weiterentwickeln? Stichworte hierfür sind New Work und flexibles Arbeiten.

2. Digitalisierung – Mutig neue Wege gehen

In erster Linie ist Mut gefragt, im Sinne der Digitalisierung einfach mal etwas Neues im geschützten Rahmen auszuprobieren, zu testen und ständig zu optimieren. Mich erinnert das sehr an meine Zeit als Ingenieur und an meinen ersten Boxkampf.

Mein Boxtrainer hatte mir damals in der Ringecke gesagt:

„Geh raus und kämpfe. Den Rest machen wir unterwegs“.

Er meinte damit, dass wir einen groben Plan haben, der unterwegs (also während des Kampfes) entsprechend angepasst wird, wenn nötig auch mehrmals. Diese Vorgehensweise ist auch für komplexe Aufgabenstellung typisch. Heute nennt man es agil.

Als Ingenieur geht man bei der Entwicklung von neuen Produkten, Maschinen oder Anlagen ähnlich vor. Zuerst macht man eine Handskizze. Im Anschluss kommt eine Überschlagsrechnung, der sich die Details anschließen. Danach wird der Prototyp im Labormaßstab gebaut, weiter verbessert und bis zur Marktreife gebracht – und laufend optimiert (Stichwort: Kontinuierlicher Verbesserungsprozess).

Das bedeutet für den Alltag

Digitalisierung ist Chance und Risiko zugleich. Ob sie zu einem persönlich, zum Team, zum Unternehmen oder zum Geschäftsmodell passt, lässt sich nur durch mutiges Ausprobieren herausfinden.

Dabei muss es nicht gleich um 100 Prozent gehen. Step by step ist erlaubt und sicherlich zielführend, wenn man auf einen Probelauf im geschützten Rahmen eine wertvolle Rückmeldung erhält.

Ist diese positiv und vielversprechend, wird weitergemacht und optimiert, Rückschläge werden als Chance genutzt: Verändern, nicht gleich aufgeben, ist die Devise. Wenn es dann tatsächlich nicht funktioniert, alte Wege abhaken und neue Möglichkeiten suchen.

Übrigens: Jeder Trend zieht einen Gegentrend nach sich. Also auch darüber nachdenken, wie man online- und offline-Angebote nutzen kann. Warum nicht beides kombinieren?

Es gibt so Vieles, das online zu schwer darstellbar ist. Hierzu gehört beispielsweise Empathie, Augenkontakt, Körperberührung, sich selbst spüren. Das mag etwas kitschig klingen, doch letztendlich geht es um emotionales Erleben.

Genau aus diesem Grund habe ich auch die Boxevents entwickelt: Erleben und Lernen in der offline-Welt. Falls es dann zu einer Umsetzungsbegleitung kommt, nutzen wir die Möglichkeiten der online-Welt zusätzlich.

3. Digitalisierung und Bildung

Wer mich schon länger kennt oder meinen Weg verfolgt hat weiß, dass ich mich bereits vor ein paar Jahren mit dem Thema Bildung beschäftige. „Bildung trifft Boxen“ war mein Claim, mit dem ich mein Business aufgebaut und über viele Jahre weiter optimiert habe. Später habe ich mich dazu entschlossen, den Claim wegzulassen, weil er (leider) nicht richtig verstanden wurde.

Bildung hat sich genau genommen aus der Persönlichkeitsbildung entwickelt. Ziel war die Schaffung von Rahmenbedingungen, in denen sich der Mensch ausprobieren konnte. Wilhelm von Humboldt nannte es sich an der Welt reiben.

Für die Persönlichkeitsbildung jedes einzelnen Menschen ist es unverzichtbar, sich ausprobieren zu können. Erfolg und Misserfolg tragen wesentlich zur persönlichen Entwicklung des Menschen bei. Sie führen letztendlich dazu, sich selbst zu erfahren und zu erkennen, wer ich bin und was mich ausmacht.

Leider ist der Begriff „Bildung“ vordergründig zum Synonym für Schule und Ausbildung geworden. Doch diese Art Bildung hat mit Persönlichkeitsbildung im klassischen Sinne heute fast nichts mehr zu tun, da vielmehr ökonomische Interessen eine Rolle spielen. Ziel ist es, möglichst schnell viele Fachkräfte für die Wirtschaft „heranzuzüchten“.

Meiner Meinung nach müssen wir den jungen Menschen nicht zeigen, wie ein technisches Gerät oder die Technik der Zukunft funktioniert. Das bringen sich die jungen Leute mittlerweile selbst bei. Es ist auch nicht erforderlich, sie mit Wissen „vollzustopfen.“

Viel wichtiger finde ich, den jungen Menschen zu zeigen, wie sie sich ihre Begeisterung, ihre Neugier, ihre Abenteuerlust und ihren Forschungsdrang möglichst lebenslang bewahren. So wird gewährleistet, dass sie sich neues Wissen aus eigenem Antrieb holen – Stichwort Eigeninitiative – und beginnen, es mit anderem Wissen und anderen Erkenntnissen zu kombinieren und auf aktuelle Fragestellungen anzuwenden.

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Foto: ©Julia Moras