Selbstzweifel werden überwiegend negativ gesehen. Das weiß ich auch aus eigener Erfahrung. Früher habe ich immer zu mir gesagt:
„Ich bin nicht gut genug.“ Oder: „Bevor ich das kann, muss ich das noch lernen (oder wissen).“
Auch heute plage ich mich immer wieder mit Selbstzweifeln herum und ich weiß, dass ich damit nicht alleine bin. In der Zusammenarbeit mit Unternehmen stelle ich immer wieder fest, dass viele Fach- und Führungskräfte mit sich hadern.
Kritisch wird es, wenn das Gefühl aufkommt, den eigenen Ansprüchen nicht mehr gerecht werden zu können. Viele Menschen frisst das innerlich auf. Sie trauen sich nichts mehr zu oder blockieren sich, weil sie sich selbst im Weg stehen.
Doch Selbstzweifel haben auch durchaus etwas Positives. Sie können Motor und Antrieb sein, ohne dabei verbissen und übermäßig getrieben zu wirken. Primär geht es darum, eine gute Balance zwischen Perfektionismus und Schlampigkeit zu finden.
Selbstzweifel: Auslöser für Neues?
Selbstzweifel sind ein wunderbarer Auslöser für Veränderung, Verbesserung und Optimierung. Sie können sich zur treibenden Kraft entwickeln, um im Unternehmen Prozesse, Abläufe und Gewohnheiten zu hinterfragen:
- Warum machen wir das so?
- Müssen wir das so machen?
- Geht es nicht anders oder einfacher?
- Kann nicht etwas weggelassen, etwas Neues hinzugefügt oder mit Vorhandenem verbunden werden?
- Und wo wollen wir überhaupt hin?
Aus diesen Überlegungen heraus können sich viele (neue) Ideen und Lösungsansätze entwickeln.
Manche Ideen klingen utopisch und „einfach nur bescheuert“.
Manche sehen auf den ersten Blick so aus, als sei eine Umsetzung unmöglich.
Bei anderen Ideen erschließt sich der Sinn nicht sofort oder es ist kein sinnvolles Verhältnis von Aufwand und Nutzen erkennbar.
Etwas Neues muss nicht automatisch besser sein.
Aber es gibt immer Ideen, die eine nähere Betrachtung verdient haben. Wurde eine Idee gefunden, die erfolgversprechend klingt, kann die Umsetzungsphase starten, in der Fehler ruhig erlaubt sein dürfen.
Selbstzweifel positiv nutzen
Durch Selbstzweifel lassen sich neue Ideen entwickeln, die sich allerdings selten sofort praktisch umsetzen lassen. Am Anfang jeder Umsetzung steht das Testen und Ausprobieren; im Sport nennt man das Training. Anhand neuer Trainingsinhalte, Trainingsmethoden und neuen Bewegungen wird getestet und überprüft, ob der erhoffte Trainingseffekt einsetzt.
Zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn habe ich als Ingenieur unter anderem in der Abteilung Forschung und Entwicklung gearbeitet. Da habe ich untersucht, wie Abwärme durch einen ORC-Prozess in Strom umgewandelt werden kann. Hier werden technische Ideen theoretisch berechnet und praktische Versuche in Labormaßstab unternommen. Danach wird eventuell ein Prototyp gebaut, der dann eine Testphase unter realen Bedingungen durchläuft.
Warum ich das schreibe? Ganz einfach: In beiden Fällen passieren Fehler, es gibt Rückschläge und manchmal sogar Krisen. Das kann fürchterlich nerven und oftmals auch sehr schmerzen – gute Voraussetzung zur Entstehung von Selbstzweifeln. Am Ende stellt sich dann die Frage: “Soll ich aufgeben oder lohnt es sich mich durchzuboxen?“Eine allgemeingültige Antwort auf diese Frage ist nicht möglich.
Fakt ist nur: Ohne Fehler, Krisen und Rückschläge ist keine Entwicklung möglich.
Die Erkenntnis, lieber aufzugeben bedeutet nicht zwangsläufig ein Scheitern. Manchmal öffnet eine solche Entscheidung eine Tür zu neuen Möglichkeiten.
Selbstzweifel überwinden: Mutig neue Wege gehen
Selbstzweifel können hervorragend dafür genutzt werden, um Bestehendes zu verändern oder Neues zu kreieren. Da gibt es Menschen, die gerne mutig vorangehen, andere stehen lieber in zweiter Reihe und arbeiten zu – und wieder andere sind eher passiv und geben aus sicherer Entfernung den Beobachter. Genauso ist es auch bei einem Boxkampf.
Da hast du den Boxer, das Team und die Zuschauer. Alle haben unterschiedliche Rollen und Aufgaben. Nicht jeder kann auch jede Rolle einnehmen, weil gewisse Voraussetzungen hierfür erfüllt sein müssen.
Der Boxer steht im Mittelpunkt des Geschehens. Alles konzentriert sich auf den Boxring, auf dich – die Scheinwerfer ebenso wie die Aufmerksamkeit der Anwesenden. Im Ring bist du mit der Herausforderung ganz allein. Im Erfolgsfall wird dir der Siegergürtel umgelegt, genießt Applaus und Ruhm. Bei einer Niederlage musst du dir die Kritik von anderen anhören und dich mit Selbstkritik auseinandersetzen.
Wenn du als Teammitglied den Boxer unterstützt, stehst du in der zweiten Reihe und leistest deinen Beitrag, dass Boxer und Team das gemeinsame Ziel erreichen. Als Zuschauer hast du die Perspektive von außen auf das Geschehen und trägst den Boxer vielleicht durch deine Anfeuerungsrufe zum Sieg, weil er so deine Sympathie und Unterstützung spüren kann.
Zuschauen oder selbst gestalten?
Menschen mit Selbstzweifeln sind nicht selten sehr ehrgeizig, weil sie sich ständig antreiben. Nichts ist gut genug. Sie versuchen immer und überall der Beste zu sein. Das ist auf Dauer ganz schön anstrengend und schon aus Zeitgründen nicht machbar.
Deshalb ist es wichtig, für dich zu unterscheiden, wann du wo welche Rolle einnimmst. Wann bin ich Boxer, der die Herausforderung annimmt, mutig neue Wege zu gehen und an vorderster Front für das Ziel zu kämpfen? Wo kann ich mit meinen Stärken aus dem Hintergrund Einfluss nehmen und in welcher Situation ist es sinnvoller, einfach nur zuzuschauen.
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Fotos im Artikel „Selbstzweifel“ : ©privat