„Aber bitte nicht hauen!“ – Auch wenn der Satz eher ironisch gemeint war, zeigt er, dass in den Köpfen von einigen Fach- und Führungskräften beim Thema Boxen immer noch Vorurteile und Klischees spuken.
Was war passiert?
Während einer Unterhaltung mit einer Führungskraft, bei der es um das Boxen statt Mimimi®-Event ging, waren mein Gesprächspartner und ich schnell auf einer Wellenlänge. Er erzählte mir, dass er aktuell das Führungskräfte-Training intern mit seinem Vorgesetzten bespricht. Er meinte jedoch, dass ich ihn doch bitte nicht hauen solle, wenn keine Buchung zustande käme. Daraufhin sagte ich: „Ein Fußballer setzt auch nicht gleich zur Blutgrätsche an, wenn es mal ein ‚Nein‘ oder einen Konflikt gibt.“ Daraufhin schmunzelte er und konnte sich auch ein Lachen nicht verkneifen.
Boxen ist nicht gleich Gewalt
Bei dem Begriff „Gewalt“ wird zwischen einer allgemeinen und einer soziologischen Definition unterschieden:
„Allgemein: Gewalt bezeichnet den Einsatz von physischem oder psychischem Zwang gegenüber Menschen sowie die physische Einwirkung auf Tiere oder Sachen. Soziologisch: Gewalt bedeutet den Einsatz physischer oder psychischer Mittel, um einer anderen Person gegen ihren Willen a) Schaden zuzufügen, b) sie dem eigenen Willen zu unterwerfen (sie zu beherrschen) oder c) der solchermaßen ausgeübten Gewalt durch Gegengewalt zu begegnen.“
Quelle
Bei einem Boxkampf gehört das Schlagen dazu, denn es ist Teil dieser Sportart. Die Boxer stehen freiwillig im Ring, treten in der gleichen Gewichtsklasse an, sind gut auf den Wettkampf vorbereitet und sich des Risikos bewusst, möglicherweise auch schmerzhafte Treffer zu bekommen. Außerhalb des Boxrings ist das Schlagen verboten, es sei denn, es dient der Selbstverteidigung. Innerhalb eines Unternehmens wird wohl kaum jemand in die Situation kommen, sich mithilfe von Boxschlägen körperlicher Angriffe erwehren zu müssen. Deshalb wird in der Regel niemand, der den Boxsport ausübt, bei einem „Nein“ oder einem Konflikt im Team gleich zurückschlagen.
Lesetipp:
Schlagen ist nur im Boxring erlaubt
Konflikte im Team mit Worten regeln
Umgang mit Konflikten im Team: Einen kühlen Kopf bewahren
Im Alltag hilft Boxen unter anderem dabei, in stressigen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren, sich trotz vieler Ablenkungen konzentrieren zu können und mit Konflikten gelassener umzugehen. Zu den Konflikten gehören vielfach Probleme und Auseinandersetzungen zwischen Menschen, die in einer Beziehung zueinander stehen, sei es privat (Familie, Freunde) oder im Unternehmen (Kollegen, Vorgesetzte, Mitglieder eines Teams).
Ich wette, dass jede/r auch schon mal diesen Gedanken hatte:
„Der macht mich so wütend. Dem würde ich am liebsten eine reinhauen“.
Kommt dir das bekannt vor? Bitte halte dich zurück! Denn erstens verstößt du gegen die Regel „Schlagen ist nur im Boxring erlaubt“, zweitens fördert diese Reaktion in keinerlei Weise eine positive Team- und Unternehmenskultur und drittens handelt es sich um Körperverletzung.
Konflikte rufen häufig Emotionen wie Wut, Zorn und Ärger, aber auch Angst und Unsicherheit in uns hervor. Beim Boxen lernst du, diese Gefühle zu spüren und zu akzeptieren – und dabei trotzdem ruhig und gelassen zu bleiben.
Umgang mit Konflikten: Den Konflikt im Team hinterfragen
Wenn du in einen Konflikt verwickelt bist, geht es zunächst darum, die eigenen Emotionen zu erkennen und ruhig zu bleiben. Beobachtest du als Führungskraft einen Konflikt im Team, kannst du mit einem Fragenkatalog sachlich an den Konflikt herangehen und in Zusammenarbeit mit den Konflikt-Beteiligten eine Lösung erarbeiten.
Nachstehende Fragen werden zur Konflikt-Klärung beitragen:
- Worum geht es bei dem Konflikt tatsächlich?
- Wer ist daran beteiligt?
- Wie fühlen sich die Beteiligten?
- Welche Auswirkungen hat der Konflikt?
- Welche Interessen vertreten die Beteiligten?
- Welche Erwartungen und Bedürfnisse haben die Beteiligten?
Stichwort: humanontogenische Einheit - Ist der Konflikt etwas Persönliches, weil jemand „Recht haben“ will?
- Gab es den Konflikt schon einmal?
- Welche in der Vergangenheit getroffenen Entscheidungen der Konfliktpartner haben zum aktuellen Konflikt geführt?
- Wer sind die Gewinner des Konflikts?
- Wer sind die Verlierer des Konflikts?
- Wie kann eine Konfliktlösung aussehen?
Fazit
Wer den Boxsport ausübt, schlägt bei einem „Nein“ oder bei einem Konflikt nicht einfach zurück. Ganz im Gegenteil: Das Boxen unterstützt dich im Umgang mit Konflikten. Es hilft dir dabei, gelassener und souveäner mit Konflikten umzugehen.
Titelfoto im Artikel Umgang mit Konflikten im Team: ©shutterstock_Sergey Nivens