Fehler machen: Im Training Ok, im Wettkampf nicht

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Fehler machen: im Training Ok, im Wettkampf nicht

Die Inspiration für den Blogartikel zum Thema „Fehler machen“ entstammt einem Gespräch mit einem Seminarteilnehmer. Natürlich muss der Anspruch sein, die uns gestellten Aufgaben möglichst fehlerfrei zu erledigen. Allerdings ist es so, dass Fehler passieren, wo Menschen arbeiten.

Während der Einführung eines neuen Change-Programms oder dem Erlernen einer neuen Sprache ist es von Vorteil, Zeit für Fehler einzuplanen und diese auch zuzulassen. Ich habe diese Situationen über den Unterschied zwischen „Training und Wettkampf“ miteinander verglichen und dem Seminarteilnehmer näher erläutert. Doch was genau ist damit gemeint?

Bevor der Boxer einen Wettkampf absolviert, bereitet er sich durch regelmäßige Trainingseinheiten intensiv darauf vor. Ohne Training geht seine Chance auf einen Sieg gegen null; es sei denn, er landet einen Lucky Punch. Im Training werden allgemeine Fitness, Beinarbeit und Schlagtechniken sowie Angriff und Verteidigung trainiert. Außerdem werden typische Situationen kreiert, um zu zeigen, dass das Gelernte auch unter Druck umgesetzt werden kann. Während des Lernprozesses und in diesen speziellen Situationen passieren ohne Zweifel Fehler, die mitunter auch unangenehm sein können. Doch aus diesen Fehlern kann der Boxer lernen. Regelmäßiges Training hat zum Ziel, immer besser zu werden, um im Wettkampf möglichst fehlerfrei zu agieren.

Im normalen Business-Alltag ist der Wettkampf am ehesten mit einer Situation vergleichbar, in der fehlerfreies Arbeiten erforderlich ist. Hierzu folgen dazu ein eigenes Beispiel, ein Kundenbeispiel und ein allgemeines Beispiel.

1. Eigenes Beispiel: Blogartikel

Wenn du meine Blogartikel liest, dann immer die lektorierte Endversion. Wer glaubt, dass ich diesen Blogartikel „in einem Rutsch“ schreibe und dann sofort veröffentliche, irrt sich. Bis zur Veröffentlichung durchläuft ein Blogartikel mehrere Entwürfe und Korrekturschleifen.

Beim ersten Entwurf habe ich zunächst eine grobe Struktur im Kopf. Erst dann beginne ich mit dem Schreiben. Fehlerfrei? Das klappt eigentlich nie. Der Text hat immer Zeichensetzungs-, Rechtschreib- und Stilfehler. Diese Fehler nehme ich bewusst in Kauf. Ich produziere Text, um meine Angst vor einem leeren Blatt zu überwinden. Selbstverständlich wird der Text nicht ohne Korrekturlauf veröffentlicht!

Mein Anspruch ist, einen fehlerfreien Artikel mit Mehrwert zu veröffentlichen. Also arbeite ich weiter an meinem Entwurf, bis ich der Meinung, dass er inhaltlich korrekt, gut lesbar und frei von Fehler ist. Dann schicke ich den Artikel an meine Lektorin mit der Bitte um den letzten Feinschliff. Erst dann lade ich ihn auf meinem Blog hoch.

Training: Einfach losschreiben, bewusst Fehler in Kauf nehmen und danach korrigieren.

Wettkampf: Veröffentlichung eines fehlerfreien Blogartikels.

2. Kunden Beispiel: Fehler machen im Vertrieb

Ich habe einige Kunden, die im Bereich Marketing und Vertrieb arbeiten. Dazu gehören Unternehmer, aber auch Selbstständige sowie Fach- und Führungskräfte aus den Bereichen Marketing und Vertrieb (siehe dazu auch Blogartikel Boxevent für Mitarbeiter im Vertrieb). Bleiben wir beim Vertrieb. Hier werden viele Gespräche in unterschiedlichen Settings und zu unterschiedlichen Anlässen geführt:

  • vis-à-vis mit einem Gesprächspartner,
  • vor einer kleinen oder größeren Gruppe und / oder
  • mit Bestands- oder potenziellen Neukunden.

Gespräche oder Gesprächsbausteine lassen sich jedoch – ebenso wie das wertfreie Zuhören – problemlos „trocken“ üben, und zwar alleine oder mit Kollegen (siehe dazu auch Blogartikel Wenn aus Kollegen Trainingspartner werden).Wenn beim Training Fehler gemacht werden, dann ist es immer noch als besser als wenn die Fehler bei einem Kunden gemacht werden.

Der Vorteil des Trainings ist es, dass du immer besser und sicherer wirst. Wenn es darauf ankommt, wirst du in einem Gespräch viel souveräner und überzeugender wirken.

Training: Gesprächsinhalte, Fragetechniken und Zuhören üben.
Wettkampf: echte Gespräche mit Bestands- und Neukunden.

3. Allgemeines Beispiel: Fehler beim Lernen

Wenn wir Neues erlernen, bleiben Fehler nicht aus; und das gilt für alle Lebensbereiche: in der Schule, während der Ausbildung oder dem Studium, im Berufsleben, beim Sport, dem Lernen einer Sprache oder eines Musikinstrumentes. Aktuell absolviere ich ein berufsbegleitendes Studium zum Diplom-Präventionstrainer und ich kann bestätigen, dass mein Lernprozess nicht fehlerfrei abläuft.

Gleiches gilt für das berufliche Umfeld. Auch hier hast du immer wieder Gelegenheit, etwas Neues zu lernen; sei es die Umsetzung eines neuen Change-Programms, das Erlernen einer neuen Software oder die Einführung neuer Strukturen oder Abläufe. In den meisten Fällen wird das nicht ohne Fehler und Zwischenfälle ablaufen.

Am Ende muss selbstverständlich der Anspruch stehen, fehlerfrei arbeiten zu können. Das erfordert allerdings Zeit und Engagement. Du musst dich so lange mit dem Neuen beschäftigen, bis du es verstanden hast und sich eine gewisse Selbstverständlichkeit entwickelt hat. Es ist nicht zielführend, verbissen mit einem Null-Fehler-Anspruch an das Lernen heranzugehen. Der Spaß geht bei dieser Herangehensweise schnell verloren. Häufig macht sich sogar Frust breit, weil dich dein innerer Gegner bei jedem Fehler mental fertig macht. Deshalb ist es sinnvoll, Zeit und Raum zu finden, ein neues Programm, eine neue Software mit Ruhe und möglichst umfassend zu erlernen, bevor es nach der Übergangszeit zum Standard wird.

Training: lernen, verstehen, verinnerlichen, abrufen und anwenden.
Wettkampf: Prüfung bestehen, neues Programm, neue Software oder neue Prozesse möglichst fehlerfrei anwenden bzw. einhalten können.

Fazit

Fehler sind im Training völlig okay. Fehler im Wettkampf jedoch nicht. Das gilt sowohl für das Boxen als auch für den normalen Business-Alltag.

Foto im Artikel Fehler machen: ©privat